THE ARMED MAN- Aufführung am 16.9. in Neheim

DAS IST HIMMLISCHE MUSIK-  Bericht ,,Werler Anzeiger” vom 18.9.2018  (von Dr.Werner Hümmeke)

Friedensoratorium mit dem Madrigalchor setzt auch in Neheim Akzente

Mit dem Werk von Jenkins ,,The armed man- a mass for peace” gab es am Sonntag, 16.9. 2018, eine Woche nach der Werler Premiere, erneut ein herausragendes Musikereignis – diesmal in der Neheimer Johanniskirche. Und rund 100 Konzertbegeisterte reisten ,,ihrem” Madrigalchor hinterher.

Auch in diesem Konzert stimmt einfach alles: In unserer immer noch von Kriegen zerrissenen Welt geht der inständige Ruf nach Frieden in diesem Werk unter die Haut. In einer atmospärisch dichten Aufführung werden unter der souveränen Leitung von Hartwig Diehl von den 200 Mitwirkenden, dem Neuen Chor Neheim, dem Madrigalchor Werl (Leitung Jörg Segtrop), den Solisten und dem Studentenorchester der TU Dortmund ausnahmslos hervorragende Leistungen erbracht, die am Schluss zu nicht enden wollendem Beifall führen. Vorzüglich auch das informative Programmheft.

Als Hinführung zu dem Friedens-Opus erklingen Kompositionen von Petr Eben (Adrian Körner, Orgel) und Max Reger. Im voll besetzten Dom breitet sich von Ferne Trommelwirbel aus, eine grelle Piccoloflöte kommt hinzu – Millitär. Der Chor setzt ein mit einem Gassenhauer der Renaissance, ,,L´homme armé”, den bewaffneten Mann muss man fürchten”. Beim Vorbeimarschieren entfalten der Chor und das Orchester mit seinen fünf Schlagwerken eine Power, die die Pfeiler des Kirchenschiffs fast ins Wanken bringen.

Wie aus einer fernen Moschee klingt der reich verzierte Gebetsruf von Imam Sahabettin Kalkan. Mit einem warm-leuchtenden Mezzosopran leitet Yang-Hee Cho das Kyrie ein und schon bald kann man sich beiden ausgewogen strömenden Chorstimmen in den Petersdom zur Zeit Palestinas versetzt fühlen, während der flehende Psalmengesang der Männer in eine romanische Basilika führt. Jedoch der Krieg ist unaufweichlich.

Der zweite Teil des Oratoriums ist ungemein bewegend. Der letzte Gruß einer Trompete (Erik Teupen) lässt erschauern. Über den wie ein Leichentuch sich ausbreitenden Orchesterbässen singt mit bewegender Stimme Yang-Hee Worte eines totgeweihten Hiroshima-Opfers. Mit großer Innerlichkeit trägt der Chor das ,,Agnus Dei” mit der Friedesbitte ,,Dona nobis Parcem” vor.
Ein mit betörendem Wohllaut gespieltes Cellosolo (Ulrike Düstemeyer) leitet hin zum ruhig dahinfließenden ,,Benedictus”. Das ist himmlische Musik.

Die sorgfältige Chorarbeit trägt schönste Früchte. Wieder ertönt das anfängliche ,,L´homme armé” , wandelt sich aber zu einem machtvollen Friedensgeläut: ,,Friede ist besser als immer nur Krieg.” Höchst wirkungsvoll schließt Jenkins mit einem schlichten a-cappella-Choral ,,Und der Tod wird nicht mehr sein” aus der Offenbarung des Johannes. Atemlose Stille – bis begeisterter, stehender Applaus aufbraust.