Weihnachtsoratorium J.S. Bach 2014

Das war eine wunderbare Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Wir möchten uns bei all unseren Zuhörern bedanken, die in so großer Zahl am 23.12.14 der Musik lauschten und uns mit ihrem Applaus belohnten.

14 kleinEs hat unserem Chor, unserem Chorleiter Jörg Segtrop, dem Orchester sowie den Solisten große Freude bereitet, dieses Werk (Kantaten 1,4-6) für Sie zu erarbeiten und zu Gehör zu bringen.

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Bericht  SOESTER-ANZEIGER vom 27.12.14              Text: Wilfried Pankauke                      Fotos: Christian Wiese

Bis auf den letzten Platz gefüllt war am Vorabend der Weihnachtstage die Wallfahrtsbasilika beim Konzert des Madrigalchores. Der Chor mit seinem Leiter Jörg Segtrop hatte sich dazu entschlossen, in Fortsetzung des Konzertes vom vergangenen Jahr die Kantaten 4 – 6 des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach aufzuführen und den ersten Teil wiederaufzunehmen.

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Die Besetzung mit Jana Stehr, Sopran, Michaela Günther, Alt, und Thomas Iwe, Tenor, hatte sich schon im letzten Jahr bewährt. Mit Manfred Bühl kam nun ein neuer Bariton zum Solistenensemble dazu. Das Instrumentalensemble „Musica antiqua Markiensis“ wurde für die Kantate „Am Fest der Beschneidung Christi“ ergänzt durch zwei Hornisten, die neben den Trompeten vielleicht die heikelsten Aufgaben auf ihren Naturinstrumenten hatten.
Die Aufführung war geprägt durch sehr schwungvolle Tempi, die den größeren Chorsätzen Frische und Dynamik verliehen. Besonders eindrucksvoll gelangen die homophon gehaltenen Chorpassagen, während die Fugati auch die gesangstechnischen Grenzen der gewählten Tempi deutlich machten. Der Eingangschor zur Kantate „Am Sonntag nach Neujahr“ brachte durch den Tonartwechsel ins strahlende A-Dur und die dadurch bedingte höhere Stimmlage ein besonderes neues Licht in den Raum. Hier zeichnete sich der Chorsopran mit seinen hellen Spitzentönen besonders aus. Bei den Chorälen überzeugte der Chor durch Homogenität und sehr gute Textverständlichkeit. Segtrop hatte die Deklamation offenbar gut an die Akustik des Raumes angepasst.
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Thomas Iwe gestaltete den Evangelistenpart in gewohnter Zuverlässigkeit. Er stellte die verständliche und intonationssichere Vermittlung des Evangeliumstextes in den Vordergrund, nicht sich selbst als Solisten. Für eine solch reflektierte Gestaltung gebührt ihm große Anerkennung! Michaela Günther und Manfred Bühl sangen auf gutem Niveau, beide mit größeren Stärken in der Höhe als in der Tiefe. Hervorzuheben ist bei beiden die gute Textverständlichkeit. Die ließ bei Jana Stehr etwas zu wünschen übrig, ihre strahlenden Töne besonders in der Höhe waren dagegen sehr eindrucksvoll. Nicht zu vergessen sei die kleine, aber heikle Partie des „Echos“ in der ins Duett eingeschobenen Sopran-Arie. Beate Jochade intonierte sehr sauber, sodass der Dreiklang von Jana Stehr, Petra Naethbom an der Oboe und Beate Jochade besonders gefiel.

Die Interpretation der Duette in Kantate 4 hatte man vielleicht etwas emotionaler erwartet. Der ihnen zugrunde liegende Choral von Johann Rist (Text) und Johann Schop (Melodie) ist ein Liebeslied der „Jesus-Minne“, das ganz bewusst die Gefühlsebene des Menschen berührt. Ein geistliches Liebesduett sollte darauf ein wenig Rücksicht nehmen, auch wenn unsere rationale Welt eine solche Haltung vielleicht nicht nachvollziehen kann.
Für die Instrumentalisten bedeuteten diese vier Kantaten eine große technische und musikalische Herausforderung, die sie glänzend bestanden. Die wohlklingenden Flöten und die Rohrblattinstrumente, die den Kantaten ihren jeweils besonderen Charakter verleihen, die sicheren und nie dominanten Streicher mit ihrem soliden Fundament im Basso Continuo bildeten sehr versierte konzertante Partner der Vokalisten. Sie bewährten sich als Begleitung sowie als Solisten im Wechselspiel mit den Sängerinnen und Sängern. Ein besonderes Wort der Anerkennung gebührt den Blechbläsern. Freilich stimmte nicht jeder Ton , und bei diesen Instrumenten fällt das auch sofort auf; aber wer die Schwierigkeit kennt, diese Partien mit Naturtrompeten und Naturhörnern angemessen zu bewältigen, wird sich nicht an einem falschen Ton stoßen, sondern sich über die vielen gelungenen und klangschönen Passagen freuen.

Das sehr informative Programm, das sich besonders durch die Kommentierung der einzelnen Stücke auszeichnete, war nur im Seitenumbruch nicht so gelungen, weil die Vorstellung der Gesangssolisten den Textverlauf unterbrach.
Der von Propst Michael Feldmann eingangs geäußerte Wunsch, die Aufführung des Weihnachtsoratoriums kurz vor dem Fest zu einer festen Institution zu machen, ist sicher erwägenswert. Wichtiger ist, dass das künstlerische Niveau, das hier erreicht worden ist, eine angemessene Fortsetzung in der Zukunft findet. Insofern ist der herzliche Dank aller Zuhörer an den Madrigalchor und ihren Leiter Jörg Segtrop auch als Erwartung für die nächsten Jahre zu verstehen.

Zeitungsseite Werler Anzeiger vom 27.12.14     ← klicken Sie hier, um die Zeitungsseite anzuschauen