Es muss nicht immer Bach sein, Madrigalchor begeistert mit seinen Vorgängern!
Johann Sebastian Bach ist den meisten Menschen ein Begriff, steht er doch für vollendete Barockmusik. Doch auch sein Vorgänger im Amt in Leipzig, Johann Kuhnau, hat hervorragende Musik omponiert. Darüber konnten sich die Zuhörer am vergangenen Sonntag überzeugen. Wir führten gemeinsam mit Solisten und dem Barockorchester „Musica antiqua Markiensis“ das „Magnificat“ von Kuhnau auf – einem Komponisten, der zu Lebzeiten als Musiker und Universalgelehrter berühmt war und bewundert wurde. Leider, so muss man spätestens nach dem gestrigen Konzert sagen, sind nur wenige Werke von ihm überliefert. Umso glücklicher waren wir Mitglieder des Madrigalchors darüber, dass wir eines der festlichsten Stücke von ihm aufführen konnten. Die Begeisterung über den Barockkomponisten war allen anzusehen und zu hören. Die glanzvollen Chöre interpretierte der Chor mit einer überzeugenden Inbrunst, die keine Wünsche offen ließ. Auf der anderen Seite gab es in dem ca. 30-minütigen Werk mehrere ruhigere Arien, die von den Solisten in stilechter Manier vorgetragen wurden. Gudrun Tollwerth-Chudaska, Astrid Gerdsmann (beide Sopran), Michaela Günther (Alt), Jörg Herrfurth (Tenor) und Gregor Finke (Bass) sangen ihre Solopartien in einer mitreißenden Leichtigkeit, die man als Zuhörer zunächst gar nicht vermuten würde. Doch genau diese Leichtigkeit machte die Stärke der Aufführung aus: Nicht die elegische Darstellung einzelner großer Teile, sondern die kurzen barocken Affekte standen bei allen Aufführenden im Vordergrund.
Bevor das „Magnificat“ in der Wallfahrtsbasilika erklang gab es drei weitere Kompositionen von Kuhnaus Zeitgenossen: Bei dem „Konzert in D-Dur“ von Johann Friedrich Fasch glänzten neben den drei Trompeten und Pauken vor allem Petra Naethbohm an der Oboe und Thomas Rink an der Geige. Hochvirtuos setzten die beiden Musiker dem festlich-glanzvollen Stück ihren klanglichen Stempel auf.
Die Kantate „Singet dem Herrn, alle Welt“ von Johann Krieger hat die ungewöhnliche Besetzung mit Bass, zwei Trompeten und Orchester. Hier stand Gregor Finke mit seiner sonoren Bassstimme im Vordergrund und wurde von Niranjan Wijewickrema aus Brüssel und Emilie Meuffels aus Amsterdam an den Trompeten mal festlich stark, mal melodisch weich und einfühlsam begleitet.
Bei dem vierten Stück des Konzerts waren sogar vier Trompeten besetzt. Daniel Salinga und Jörg Segtrop sowie Thomas Witt an den Pauken kamen hinzu. Die Serenade des böhmischen Trompeter und Komponisten Pavel Josef Vejvanovský nutzt die klanglichen Möglichkeiten der vier Barocktrompeten und Pauken voll aus, indem er sie in mehrere
n Sätzen unterschiedlichen Charakters als klanglichen Gegenpart zu den Streichern einsetzt.
Nach 75 Minuten prachtvoller Barockmusik waren die Zuhörer dermaßen begeistert, dass es sie nicht mehr auf den Bänken hielt. Minutenlanger Applaus zeigte den Ausführenden, dass sie hier ein ganz außergewöhnliches Konzert mit einem besonderen Programm erlebt hatten.
Unser Chor zeigte bei dem Traditionskonzert am 1. Advent einmal mehr, dass wir, dank unseres Chorleiters Jörg Segtrop immer wieder neue Ideen bei unseren Konzertprogrammen haben und er diese hervorragend umzusetzen weiß. Zum Glück dauert es bis zum nächsten Konzert nicht ein Jahr. Bereits am 23.12.2019 führt der Chor um 19.30 Uhr in der Propsteikirche Bachs Weihnachtsoratorium (Kantate 1-3) auf.